Persönliches

Britta Zangen
Geb. 20.9.1947 in Düsseldorf

...nach vier Jahren Volksschule Wechsel auf den Frauenoberschulzweig eines Mädchengymnasiums als vermeintlich sinnvollste Vorbereitung auf ein Frauenleben.      

Mit 16 - Abgang vom Gymnasium mit der Mittleren Reife in der Überzeugung, dass ich mit 20 heiraten und dann ein halbes Dutzend Kinder haben würde und dass das Abitur daher unnötig sei. Je ein Jahr in London und Paris der Sprachen wegen.
Ausbildung zur Entwurfsdirektrice (Modezeichnerin), weil meine Familie eine Textilfabrik hatte und fand, dass das ein schöner Beruf für ein Mädchen sei. Mir war es gleichgültig, weil ich ja bald heiraten würde. Fünf Jahre Ausübung des erlernten Berufs.

Mit 26 - im familiären Betrieb gekündigt auf der Suche nach neuen Heraus-forderungen. Vorbereitung auf die "Zulassung zum Hochschulstudium ohne Reifezeugnis" vor dem wissenschaftlichen Prüfungsamt der Universität Bonn. Finanzierung des Lebensunterhalts als Dozentin für Englisch an der Volkshochschule Düsseldorf und durch Unterstützung meines zukünftigen Ehemanns.


Mit 28 - Studium der Lehramtsfächer Englisch und Französisch an der Universität Düsseldorf - obwohl ich inzwischen eigentlich Juristin werden wollte -, weil sich ein Lehramt so schön mit den Aufgaben einer Familienfrau verbinden lassen würde. Ab dem 3. Semester studentische Hilfskraft bei den Romanisten.


Mit 33 - Erstes Staatsexamen, Sekundarstufe II, und Heirat. Ein Jahr später zusätzlich Sekundarstufe I. Währenddessen als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität. Das Angebot zu promovieren, lehnte ich nicht nur ab, weil ich mich nicht für französische Lexikologie erwärmen konnte, sondern immer noch auch wegen eventueller Kinder.


Mit 34 - Referendarin am Gesamtseminar Düsseldorf; eine von drei "Alters-präsidenten" und eine der ganz wenigen von 200, die die Referendarzeit vom ersten bis zum letzten Tag genossen.


Mit 36 - Zweites Staatsexamen; das war 1984 und inzwischen bekamen Referendar/Innen massenweise keine Stellen mehr. Also 1 1/2 Jahre in der vergeblichen Hoffnung gejobbt, doch noch eine Stelle zu bekommen.


Mit 38 - Leiterin des Lern- und Trainingszentrums der Volkshochschule Düsseldorf und zwei Jahre später zusätzlich Leiterin der Internationalen Bibliothek der Volkshochschule in Mutterschaftsvertretung.


Mit 43 - mein Privatleben auf den Kopf gestellt, Scheidung eingereicht und erstmals in meinem Leben massiv unter den Einfluss feministischen Gedankenguts geraten.


Mit 44 - auch das berufliche Leben umgekrempelt: die Ganztagsstelle bei der VHS gekündigt und eine Halbtagsstelle als Fremdsprachensekretärin angetreten, um in Anglistik zu promovieren. Endlich war ich in der Lage, mich von den mir anerzogenen Vorstellungen eines 'ordentlichen' Frauenlebens zu befreien und dem Bedürfnis nachzugeben, die Grenzen meiner geistigen Kapazitäten auszutesten; zudem hatte ich jetzt ein Thema gefunden, das mich etwas anging: Feminismus.


Mit 46 - auf der Suche nach feministischer Aktivität auf die Düsseldorfer Vorbereitungsgruppe zum Frauenstreiktag gestoßen. Seit der ersten Diskussion über eine Frauenpartei vehement dafür gestritten. Eine von 22 Frauen, die im Juni 1994 beschlossen, eine Frauenpartei zu gründen. Im Oktober 1995 den Kreismitfrauenverband Düsseldorf und im März 1997 den Landesmitfrauen-verband Nordrhein-Westfalen gegründet; jahrelang Bundesschiedsfrau, dann Kreisschatzfrau in Düsseldorf bis zum Austritt 2005.


Mit 48 - Promotion und sofortiger Beginn der Arbeit an der Habilitation. Meinen Lebensunterhalt verdiente ich mir inzwischen als Lehrbeauftragte an der Universität Düsseldorf sowie durch Vorträge, Seminare, Führungen und Nachhilfe.

Mit 54 - Beginn des Habilitationsverfahrens an der Universität Bonn; ein Jahr später das Gesuch an die Universität zurückgezogen, weil die Kommission von mir verlangte, meinen feministischen Ansatz deutlich zu verwässern.


Mit 56 - einen Lebenstraum erfüllt und Gesangsunterricht begonnen.


Mit 58 - mein erstes nicht-wissenschaftliches Buch veröffentlicht: 50 plus und endlich allein, das auf großes Interesse stößt, und an Kurt Weill geraten.


Mit 59 - einen Kurt-Weill-Abend gestaltet, weil es mir unmöglich ist, neue Erkenntnisse nicht in Text umzusetzen und anderen mitzuteilen.


Mit 60 - das zweite nicht-wissenschaftliche Buch veröffentlicht: Wenn Eltern auseinandergehen über Scheidungskinder und Patchwork-Familien; sowie erfolglos begonnen, Theaterstücke und Hörspiele zu schreiben.


Mit 64 - zweimal im Fernsehen: am 3.2.12 im Nachtcafé des SWR zum Thema "Partnerlos glücklich?"; am 24.6.12 in der Westart Talkshow des WDR bei "Einsam oder gemeinsam?".


Mit 65 - noch'n Sachbuch herausgegeben aufgrund meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in einem Frauenhaus: Bedingungslos menschlich. Ehrenamtliche im Einsatz. 17 verschiedene Menschen geben spannende Einblicke von beiden Seiten.


Mit 69 - Schlussdiebus! (Fast) nur noch Lebensabend, d.h. meine alten Fremdsprachen mit Tandem-Partnern wachhalten und eine neue dazuge-nommen: Türkisch - die Herausforderung meiner späten Jahre. Dazu ehrenamtliche Betreuung von Männern in und nach Gefängnissen, sowie wöchentlich Gespräche mit Menschen, die ihr Deutsch üben möchten.


Mit 70 - meistens kommt es anders... Der Lebensabend ist so toll und so viele Menschen trauern darum, dass ich meine Gedanken doch noch einmal zu Papier bringen muss: Alter/n ist großartig. Man muss nur wissen wie.


Mit 72 - vom Bundespräsidenten die Verdienstmedaille der BRD verliehen bekommen für diverse Ehrenämter (Beisitzerin in der Kammer für Wehrdienst-verweigerung, Schöffin, Gesprächspartnerin in Frauenhaus, Gefängnis und Flüchtlingshilfe).


Mit 73 - Corona! Es ist nie zu spät für nix: unter die YouTuber/Innen gegangen.
Und nochmal raus aus der Kuschelecke: dem Bündnis Nordisches Modell beigetreten, das sich gegen Prostitution engagiert.


Mit 74 - überfällt Russland die Ukraine und drei ukrainische Familien erweisen sich nacheinander als gute Gäste in meinem Gästezimmer.


Mit 75 - mein (vorerst) letzter Coup: beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe Verfassungsbeschwerde gegen das Prostitutionsgesetz und das Prostitutions-schutzgesetz eingereicht. Das Gericht nimmt die Beschwerde nicht an, also weiter gen europäische Gerichtsbarkeit. Den YouTube-Kanal mangels Erfolg nicht weiter verfolgt.


Mit 77 - aber jetzt Schlussdiebus? Nein: Einer meiner Gesprächspartner, die ihr Deutsch üben möchten, und die Bemerkung meines kleinen Bruders, dass mein Gehirn noch unverändert funktioniere, bringen mich auf eine neue Idee: das Angebot, Deutsch zu üben, auszuweiten - also entsprechende Erweiterung meiner Webseite in Auftrag gegeben.